Free the Nippels Brochen, Schlaggold, Beton, Silber, ca4x4cm, 2022

Weshalb werden männliche Brustwarzen weniger sexualisiert als weibliche? Das ist doch irgendwie unfair - auch den Männern gegenüber.

Die von mir hergestellten, meist mit Blattgold oder Schlaggold versehenen Broschen schulden ihren Namen der gleichnamigen Kampagne, welche 2012 ins Leben gerufen wurde.(1)  Sie bezieht sich auf die Zensierung und somit auch Sexualisierung der weiblichen Brustwarze - in der Öffentlichkeit sowie in den sozialen Medien. Doch weshalb ist das so? Weshalb sind männliche Brustwarzen nicht der Zensur unterworfen, obwohl sie sich kaum von den weiblichen unterscheiden? Die weibliche Brust und insbesondere die Brustwarze wird zu einem sexualisierten Objekt, obschon ihre Ausprägung der frühkindlichen Nahrungsaufnahme geschuldet und für den Geschlechtsakt nicht relevant ist.

Dank dem Aktivismus zweier Transmenschen könnte die Zensur in den Sozialen Medien jedoch vielleicht bald revidiert werden. So schrieb die Berliner Zeitung:

„Oberkörperfreie Bilder, auf denen auch Brustwarzen zu sehen sind, fallen in den sozialen Medien bislang der Zensur zum Opfer – zumindest für alle nicht-männlichen Nutzer. Das könnte sich bald ändern. Wie aus einer Entscheidung des Kontrollgremiums Oversight Board vom Dienstag hervorgeht, sollen Facebook und Instagram diesbezüglich geltende Richtlinien demnächst überarbeiten. Dem Urteil geht eine jahrelange Debatte um Gleichberechtigung im Netz voraus. Die Entscheidung bezieht sich zunächst vor allem auf Menschen, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren.“

Hintergrund des Urteils waren zwei gelöschte Posts eines US-amerikanischen Paares, auf denen jeweils die nackten Oberkörper der beiden Personen zu sehen waren. Sie wollten demnach auf Themen wie Gesundheitsfürsorge für trans Menschen aufmerksam machen. Beide identifizieren sich als transgeschlechtlich beziehungsweise nicht-binär. Nachdem offenbar mehrere Beschwerden bei Instagram eingegangen waren, löschte die Plattform die Bilder mit Verweis auf Community-Richtlinien. Das Paar legte Beschwerde ein – mit Erfolg.(2)
Die free the nipples Broschen sind eine spielerische Möglichkeit, seinen Protest gegen diesen Sachverhalt öffentlich zu demonstrieren ohne Restriktionen befürchten zu müssen. Sie sind in verschiedenen Ausführungen mit gleichbleibender Vorlage oder personalisiert erhältlich.


Facebook erlaubt nur Fotos von Brustwarzen, wenn sie am Stillen beteiligt sind und es einen direkten Mund-Nippel-Kontakt gibt.(3)

Die Instagram-Richtlinie für Nacktheit stellt fest: „Wir wissen, dass es sein kann, dass Personen Bilder von Nacktheit als künstlerische oder kreative Darstellungsform teilen möchten. Aus verschiedenen Gründen ist die Darstellung von Nacktheit auf Instagram jedoch nicht zulässig. Das gilt auch für Fotos, Videos und einige digital erstellte Inhalte, auf denen Geschlechtsverkehr, Genitalien und Nahaufnahmen nackter Gesäße zu sehen sind. Dazu zählen auch einige Fotos, auf denen Brustwarzen von Frauen zu sehen sind. Fotos, die Narben nach einer Brustamputation oder aktiv stillende Mütter zeigen, sind jedoch erlaubt. Auch Nacktheit in Fotos, die Gemälde und Skulpturen abbilden, sind in Ordnung.“(4)

Pinterest erlaubt künstlerische und nicht-sexualisierte Nacktheit. (5)

Bei Google+ können keine Brustwarzen angezeigt werden, es sei denn, es handelt sich um Cartoons.

1    https://de.wikipedia.org/wiki/Free_The_Nipple_(Kampagne) 5.5.2022, aufgerufen am 13.2.2023
2    https://www.berliner-zeitung.de/news/free-the-nipple-facebook-und-instagram-sollen-brustwarzen-verbot-aufheben-meta-richtlinien-anderung-li.308495 . 19.1.2023 aufgerufen am 13.2.2023
3    You Can Now Post Your Breastfeeding Photos on Facebook, Thanks to the #FreeTheNipple Campaign. 13. Juni 2014, abgerufen am 9. März 2021.
4     Gemeinschaftsrichtlinien | Instagram-Hilfebereich. Abgerufen am 9. März 2021.
5     Report nudity. Abgerufen am 9. März 2021 (englisch).