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Sind Sie zufrieden mit ihrem Körpergewicht? Falls Sie das nicht sind, seien Sie nicht traurig - Sie sind nicht allein!

Diätprodukte boomen und Fitness ist heutzutage ein Muss. Während wir in den Sozialen Medien Fitnessmodels sehen die nicht nur super fit sondern auch superschlank sind - weil man ja kein Sixpack sieht, wenn Bauchspeck drüber liegt - wird uns suggeriert, dass ein gesunder Körper auch ein schlanker Körper sein muss.
Fast jeder zweite Deutsche würde gerne abnehmen besagt eine Studie des Instituts für Demoskopie Allenbach:

45 Prozent der Bevölkerung würden gerne abnehmen, Frauen äußern diesen Wunsch häufiger als Männer. Von den Männern würden 39 Prozent gerne abnehmen, von den Frauen 51 Prozent. Der Wunsch abzunehmen, hängt dabei erwartungsgemäß stark mit dem aktuellen Gewicht zusammen. Von denjenigen, die deutliches Übergewicht haben, wollen 84 Prozent abnehmen. Aber auch fast jeder vierte „Normalgewichtige“ würde gerne abnehmen. Besonders ausgeprägt ist dies bei Frauen: Gut jede dritte Frau, die Normalgewicht hat, möchte dennoch gerne abnehmen; von den Männern mit Normalgewicht würde nur jeder zehnte gerne an Gewicht verlieren.

Man kann aber nicht nur zu dick, sondern auch zu dünn sein und deshalb Bodyshaming erfahren. Auch kann das Fett an den falschen Körperstellen ansetzen, während es an anderen Stellen durchaus erwünscht ist. Eigentlich gibt es unzählige Möglichkeiten wie der Körper nicht aussehen sollte…
Fat- und Bodyshaming hat mit Hilfe der Sozialen Medien, insbesondere Instagram und TikTok, neue Ausmaße erreicht und ist in aller Munde. Dies bestätigen auch Puhl und Heuer (2010),(1) nach denen „Übergewicht“ als sozial akzeptierte Form der Stigmatisierung gilt und die Prävalenz von negativen Einstellungen gegenüber Übergewichtigen im letzten Jahrzehnt gestiegen ist.

So werden Schönheitsideale fleißig befeuert, sei es im Einkaufszentrum durch Schaufensterpuppen und Werbeplakate oder über die diversen Bildschirme, welche wir tagtäglich nutzen. So wurden Studien von Facebook über die Auswirkungen von Instagram auf junge Menschen bewusst unter Beschluss gehalten, was zu einem Skandal führte:
Die Autorinnen und Autoren des Wall Street Journal beziehen sich auf zwei interne Studien, die Facebook in den Jahren 2019 und 2020 durchgeführt hat. Darin wurden Nutzerinnen und Nutzer unter anderem dazu befragt, wie sie sich fühlten und welchen Einfluss Instagram auf ihr Befinden habe. „Wiederholt fanden die Forscher des Unternehmens heraus, dass Instagram für einen beträchtlichen Prozentsatz von jungen Nutzern schädlich ist, insbesondere für Mädchen im Teenageralter“, schreiben die Journalisten. Jedes dritte Mädchen im Teenageralter habe durch Instagram ein schlechtes Körperbild von sich selbst.(2)

So gibt es Socialmedia Trends wie den Thigh Gap, das ist die Lücke zwischen den Oberschenkeln, welche sich meist erst bei untergewichtigen Frauen bildet. Die Paper Waist Challenge bei der die Taille nicht breiter als ein A4 Blatt sein sollte, die Belly Button Challenge bei der man mit dem Arm hinter dem Rücken durch an den eigenen Bauchnabel fasst oder die Collarbone Challenge bei der Münzen oder ähnliches in der Einbuchtung über dem Schlüsselbein platziert werden. Alle diese Challenges und Trends zeigen äußerst dünne Körper als erstrebenswertes Ideal.

Inzwischen sind Gegentrends zu beobachten wie die Body Positivity Bewegung oder, dass vermehrt auch Curvy Models auf den Laufstegen und in Modezeitschriften gezeigt werden.
Wie aber zu erwarten war, führten auch diese Entwicklungen zu großen Kontroversen: Die Bewegung Body Positivity setzt sich für die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsideale ein. Sie hat sich aus dem Fat Acceptance Movement in den USA entwickelt, ist aber unter anderem durch die Sozialen Medien zu einem internationalen Phänomen geworden. Body Positivity wird deshalb oft darauf reduziert, wirklich übergewichtige Menschen dabei zu unterstützen in einem ungesunden Lebensstil zu verharren.

Meine Waage fällt ein sehr wertfreies Urteil und belohnt Sie mit Süßigkeiten dafür, dass Sie sich mit Ihrem Gewicht exponieren. Probieren Sie es aus und gönnen Sie sich ein Cookie.

 

1     Puhl, R. M., Heuer, C. A. 2009: The stigma of obesity: a review and update. Obesity (Silver Spring, Md.), 17. Jg.,Heft 5, 941–964.
2     https://www.zeit.de/digital/internet/2021-09/instagram-studie-kinder-jugendliche-facebook-psychologie-social-media